Debbie Moser: Warum Tänzer:innen auf Pilates und Yoga setzen sollten

Tänzerin zeigt Vorteile von Pilates für Tänzerinnen

Debbie Moser bringt eine beeindruckende Mischung aus tänzerischer Bühnenerfahrung und fundiertem Wissen in den Bereichen Pilates und Yoga mit. Die Bernerin stand als professionelle Tänzerin viele Jahre auf internationalen Bühnen und lebte bis kürzlich in London. Heute ist sie zurück in Bern und gibt ihre Leidenschaft für Bewegung als ausgebildete Pilates- und Yogalehrerin weiter.

Im Interview spricht sie mit uns über ihren Werdegang, die körperlichen Herausforderungen im Tanz, was Pilates und Yoga ihr gegeben haben – und wie sie heute andere Tänzer:innen (und Nicht-Tänzer:innen!) auf ihrem Weg zu mehr Körperbewusstsein, Kraft und Balance begleitet.

Du findest Debbie auf Instagram: instagram.com/debmoser/

 

Ballett Shop Bern: Wie hast du mit dem Tanzen angefangen?

Debbie Moser: Eigentlich wollte ich tanzen, seit ich laufen konnte! In der Kindheit habe ich Britney Spears-Choreos nachgetanzt und meinen Freundinnen beigebracht. Mit 11 begann ich bei der New Dance Academy Bern mit «Videodance» – das war genau mein Ding. Später kamen Showgruppen, Wettbewerbe und mit 19 Jahren mein erster Aufenthalt in New York. Dort wurde mir klar: Man kann das wirklich beruflich machen. Also habe ich mein Logopädiestudium abgebrochen und dann zehn Jahre als Tänzerin gearbeitet.

Und dann bist du auch zum Yoga und Pilates gekommen. Wie kam das?

Während meiner Tanzausbildung in New York konnte ich den Stundenplan selbst zusammenstellen. Neben den typischen Tanzkursen konnte ich auch andere Fächer belegen, Pilates war eines davon. Ich habe es ausprobiert und habe entdeckt, wie gut mir dieses Training tut – vor allem wegen meiner Rückenschmerzen und mangelnden Stabilität. Daraus entstand später der Wunsch, eine Pilates-Ausbildung zu machen. Anfangs war das mein «Plan B», weil man ja nie weiss, wie das mit dem Tanzen klappt. Yoga hat mich damals noch weniger angesprochen, aber mit der Zeit habe ich es durch den Fokus auf Atmung und mentale Ruhe sehr schätzen gelernt. Heute unterrichte ich beides mit Begeisterung.

Foto: Giulia Di Romualdo
Foto: Giulia Di Romualdo

Wann und wie hast du gemerkt, dass Pilates und Yoga dir auch fürs Tanzen helfen?

Sehr früh! Gerade durch meine Instabilität habe ich gemerkt, wie sehr mir Pilates hilft – besonders bei einseitigen Belastungen in Choreografien. Am Pilates schätze ich die ausgeglichene Belastung: die Übungen werden gleichmässig auf beiden Seiten wiederholt. Ich habe durch Yoga und Pilates sogar mehr über Anatomie gelernt als im Tanz: Die Wahrnehmung für kleine Muskeln und Abläufe wurde viel bewusster.

Welche körperlichen Schwächen begegnen dir bei Tänzer:innen besonders häufig?

Viele Tänzer:innen – besonders Hobbytänzer:innen – haben zu wenig Stabilität. Die Flexibilität steht im Vordergrund, aber wenn man grosse Bewegungsradien nicht kontrollieren kann, erhöht das das Verletzungsrisiko. Auch die Armmuskulatur ist oft untertrainiert, obwohl sie z.B. bei Bodenelementen wichtig wäre. Ausserdem sehe ich häufig Hypermobilität – da ist es zentral, Kontrolle und Haltekraft zu entwickeln. Das thematisiere ich auch viel in meinem Unterricht.

Welche Pilates-Übungen helfen bei diesen Schwächen besonders gut?

Der Vierfüssler oder auch Planks sind beispielsweise sehr effektiv, um die Schultermuskeln und den Rumpf zu aktivieren. Roll-ups und Planks stärken den Rumpf und die Wirbelsäule. Für die tiefen Bauchmuskeln ist die Marching Bridge eine tolle Übung. Besonders wichtig finde ich auch Übungen für die Innenrotation und Stabilisierung der Hüfte – etwas, das Tänzer:innen oft vernachlässigen, obwohl es für die Gelenke und Kniegesundheit essenziell ist. Dafür gibt es eine Vielzahl toller Übungen, zum Beispiel eine Clam-Variation.

Im Video zeigt Debbie einige der Übungen:

Was ist deine persönliche Lieblings-Pilates-Übung?

Das ist echt schwer zu beantworten. Ich liebe Dead Bugs, Roll-ups und Planks – die kommen bei mir fast in jeder Stunde vor. Aber das kann sich immer wieder mal ändern.

Was für Übungen empfiehlst du als Warm-up oder Cool-down für Tänzer:innen?

Als Warm-up eignen sich Pilatesübungen wie Dead Bugs (Kraft und Stabilität für die Rumpfmuskulatur), Prone Extensions (Aktivierung des Rückens) oder Plank-Variationen. Vor dem Ballett arbeite ich auch gerne mit Übungen zur Hüftrotation. Nach dem Training helfen Mobilisationsübungen und leichte Dehnungen.

Im Video zeigt Debbie einige der Übungen:

Was rätst du Pilates-Neulingen, die vielleicht noch zögern?

Einfach mal ausprobieren! In meinen Stunden biete ich immer Modifikationen an, damit jede:r mitmachen kann – auch bei Einschränkungen oder Verletzungen. Und: Pilates ist nicht nur für den Muskelaufbau oder die Stabilität wertvoll, sondern stärkt auch die Körperwahrnehmung.

Und mir ist immer auch wichtig zu erwähnen: Falls es dir in deiner ersten Stunde nicht gefällt, kann eine andere Lehrperson schon einen ganz neuen Zugang ermöglichen.

Welcher Mythos über Yoga stimmt überhaupt nicht?

Der grösste Mythos ist: «Ich bin nicht beweglich genug für Yoga.» Die Bilder von superflexiblen Yogis schrecken viele ab – dabei ist Yoga viel mehr als nur «Posen». Es geht auch um Atmung, Achtsamkeit und innere Ruhe. Übrigens wurden die «Asanas» (so heissen die verschiedenen Positionen im Yoga) ursprünglich gemacht, um sich auf langes Sitzen und Meditieren vorzubereiten.

Foto: Giulia Di Romualdo
Foto: Giulia Di Romualdo

Welche Kleidung trägst du am liebsten beim Yoga oder Pilates?

Am liebsten enge, bequeme Kleidung aus stretchigem Material – ideal, wenn man sich viel bewegt oder auch Reformer-Pilates macht. Wichtig ist, dass ich mich gut darin bewegen und wohlfühlen kann.

Was macht für dich ein gutes Training aus?

Eine gute Balance zwischen Kraft, Mobilität und Dehnung – das ist für mich das A und O. Auch die Abwechslung ist mir wichtig, damit der Körper vielseitig gefordert wird.

Nun bist du nach langer Zeit im Ausland wieder zurück in Bern. Was schätzt du an Bern besonders – vielleicht sogar noch mehr nach deiner Zeit in London?

Definitiv die Ruhe, die Natur – und die Aare! Die habe ich am meisten vermisst. In England gibt es so eine Badekultur kaum, öffentliche Bäder sind dort meist zum Bahnenziehen da. Die Aare ist für mich Lebensqualität pur.

Debbie unterrichtet wöchentlich 18 Stunden an verschiedenen Orten in Bern, ihr aktueller Stundenplan ist auf ihrer Webseite zu finden. Dort bietet sie auch Online-Stunden an.

Wir empfehlen ausserdem ihren Instagram-Account, dort veröffentlicht Debbie regelmässig kurze Routinen für zu Hause.

Noch auf der Suche nach neuer Trainingsbekleidung? Debbie trägt in den Video eines unserer Sets von Temps Danse (Sport-BH «Aurora» und Leggings «Artist»). Entdecke hier unser ausgesuchtes Sortiment für Yoga und Pilates:

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